Wednesday, August 19, 2015

Der Geburtstag

Am Wochenende war IHR Geburtstag. Der erste nach dem Unfall.

Mein Vater ist ja schon ne Weile aus Suedafrika da und dann kam noch meine Schwiegermutter (angekuendigt) und meine Schwaegerin (unangekuendigt).

Wir haben aber nur noch 2 Gaestezimmer, da mein Vater ja ein neues Bad bauen laesst und dabei ging im ersten Stock ein Zimmer und eine schoene ruhige Sitzecke drauf. Schwaegerin musste also bei Ihrer Mutter im Zimmer schlafen...

Dazu mussten eigentlich fast alle Kinderzimmer umgeraumt werden - das neue Bad wiebelt wirklich alles durcheinander. aber toll wird es - doch dazu irgendwann mehr.

Zu allem Ueberfluss sind gerade Schulferien und die Grossen sind somit zuhause. Zum Glueck macht der Kindergarten keine Ferien...

Meine Schwiegermutter - so sehr ich sie schaetze und so sehr sie uns geholfen hat - war schwierig diesmal. Es sei ihr gegoennt, zumal es ihre Tochter war, die vor ein paar Monaten quasi in ihren Armen verstorben war (Nachruf).

Sie wollte am Geburtstag zum Grab fahren - mit der ganzen Family und danach uns alle zum Essen einladen.

Mein Vater war allerdings nicht besser - gleicher Vorschlag, nur dass er dann zuhause kocht.

Ich sitz dann also nach dem Besuch am Grab mit 7 verstoerten Kindern beim Essen und wir heulen uns durch den Geburtstag.

Keine Option.

Nein, ich fahre mit den Kids weg. Ich habe mir vorgenommen, an IHREM Geburtstag den Kids immer irgendwelche besonderen Plaetze zu zeigen, die ihre Mutter sehr geschaetzt hat.

Und nein, wir fahren ganz gewiss nicht ans Grab. Das machen wir zwar auch gelegentlich, aber nicht zu oft. Aber nicht am Geburtstag!

"Dann hat SIE aber doch keine Gesellschaft" meinte Schwiegermama. "Doch", meinte Nummer 1, "die Würmer".

Hilfreich war der Kommentar nicht - Schwiegermutter war not amused.

Wir machen keinen Totenkult und in unserer Familie glaubt niemand an etwas ueberirdisches. Inklusive IHR.

Also sind wir morgens losgefahren - 2 Stunden Fahrt. Schwiegermama, Schwaegerin und meine Vater sind notgedrungen mitgekommen - fuer meine Schwaegerin haben wir dann unterwegs noch bequeme Laufschuhe besorgt, denn es lag viel Laufen vor uns. Im Bus ist uebrigens locker genug Platz fuer uns alle - welch eine gute Entscheidung, wenn ich auch trotzdem manchmal beim Einparken fluche...

Wir sind zum Peak District gefahren - ein wunderbarer Naturschutzpark (oder wie sowas auf deutsch heisst), den SIE besonders geliebt hat.

SIE hat ja immer viel gearbeitet - und wenn gerade mal nicht, dann hat SIE ein Kind bekommen. Deswegen genoss SIE solche Ausfluege in die Einsamkeit besonders.

Zwar ist der Peak District durchaus eine Attraktion mit vielen Besuchern, doch wenn man nicht gerade die Hauptruten aussucht und sich weiter ins Innere traut, kann man schonmal einen Tag selbst am WE erleben, an dem man keinen einzigen anderen Menschen trifft oder sieht.

Der Peak District besteht aus Bergen (Peak = Gipfel) und somit war Bergwandern angesagt.

Mit meiner alten Schwiegermama (aber die ist zaeh), meinem alten Vater (noch zaeher) und meiner Schwaegerin, die das komplette Gegenteil ihrer Schwester ist, also komplett unsportlich.

Kids 1 bis 5 haben alle Rucksaecke mit Picknicksachen auf (keine Sorge, die Rucksaecke von Nummer 4 und 3 sind recht leicht).

Ich hab Nummer 7 im Tragegestell auf dem Ruecken und mein Vater und Schwiegermama loesen sich mit Nummer 6 ab, die den ersten Teil tapfer mitmarschiert ist und jetzt fast die ganze Zeit bei Opa auf den Schultern sitzt. Schwaegerin laeuft ca. 100 Meter hinter uns, nachdem mein Vater ihr wirsch ueber den Mund gefahren ist nachdem sie zum gefuehlten 20. Mal fragte, wie weit es denn noch ist.

Das ist eigentlich Aufgabe von Nummer 3 und 4 - aber die waren diesmal total solidarisch.

Zwei Stunden Aufstieg und dann waren wir da. Einer der wundervollsten Plaetze in England - mit einem Blick weit ueber den Peak District und so gut wie keine menschlichen Aktivitaeten oder Bauten.

Das einzige sind die gelegentlichen Steinmauern - alle bestimmt schon hunderte Jahre alt und die allgegenwaertigen Schafe. Die werden hier frei gehalten und soweit ich weiss nur ein oder zweimal im Jahr zum Scheren zusammengetrieben.

Schnell das Picknick ausgepackt - mein Vater hat sich mal wieder selbst uebertroffen.

Dann herrscht mampfende Stille - wir geniessen es. Den tollen Ausblick, das fantastische Essen und das Wissen, dass das hier einer IHRER Lieblingsplaetze war. Klar hab ich das den Kids erklaert und ich denke, so haette SIE sich das gewuenscht. Wir alle haben an SIE gedacht - ich glaube sogar Nummer 6 und auch Nummer 7 haben das irgendwie mitbekommen.

Und Schwiegermama hat verstanden.

Keine Traurigkeit - sondern an Sie denken in wunderbarer Umgebung. Den Tag geniessen und SIE ist irgendwie mit dabei.

Wir sind dann rund 3 Stunden geblieben. Nummer 5 bis 7 haben ausgiebig geschlafen und wir anderen haben in Grueppchen kleinere Ausfluege gemacht oder sind einfach nur sitzengeblieben.

Es war ein langer Tag - mit Fahrt und allem drum und dran rund 12 Stunden.

Aber es war schoen.

5 comments:

  1. Sehr guter Plan! Kindgerecht. Erwachsenengerecht. IHR gerecht. Besser geht's nicht.

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  2. Das haben Sie gut gemacht! Denn SIE ist dort, wo die schönen Erinnerungen sind, DAS sind die magischen Plätze. Das Grab ist nur ein Grab.
    Und Ihr alter Vater - irgendwie gefällt der mir (mal abgesehen von seinem "Kaffern"-Getue).
    Grüße - Pu

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    1. Genau das dachte ich mir dabei.
      Ja, der Vater. Ich schreib demnaechst mal mehr ueber ihn. Hat seine guten und schlechten Seiten. Momentan ueberwiegen aber eindeutig die guten...

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  3. Tolle Idee und da ist man sicherlich (in Gedanken) näher als auf dem Friedhof, wo es nur Gräber zu sehen gibt.

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